Story | Gebet des Pilgers Gott des Lebens, Du bist kein Gott der Ferne, sondern der Nähe. Du verbirgst Dich nicht hinter Stein, Zeitplänen oder Sicherungsanlagen – Du wohnst mitten unter uns, im Lächeln eines Fremden, in der Stille eines Gebets, in der Wärme eines offenen Raums. Doch oft stehen wir vor verschlossenen Türen. Nicht nur vor jenen aus Holz und Eisen, sondern vor geistigen Barrieren, die uns sagen: “Du gehörst nicht dazu.” Ein Pilger, müde und suchend, findet mittags im Zentrum von Trento den Dom verriegelt – von 12:30 bis 14:30 Uhr, weil der Sicherheitsdienst Siesta macht. Und so schweigt die Kirche – nicht aus Andacht, sondern aus Gewohnheit. Was bleibt, ist die Symbolik: eine Kirche, die ihre Mitte für sich behält und ihre Ränder vergisst. Herr, in einer Welt voller Lärm suchen Menschen Orte des Zuhörens. Nicht pompöse Predigten, sondern einen Schattenplatz, eine kühle Quelle, ein offenes Ohr. Gib uns den Mut, nicht nur das Heilige zu bewahren, sondern es zu verschenken. In dieser Zeit, in der Künstliche Intelligenz Worte spricht, Bilder malt, Informationen bündelt und Weltbilder formt, spüren Menschen eine neue Angst: Nicht vor Maschinen, sondern davor, in digitalen Realitäten zu verlieren, in Filterblasen eingeschlossen, von Algorithmen geleitet, durch Fake News verunsichert und durch Hasskommentare verletzt. Lass Deine Kirche das erkennen, Herr. Nicht als theologisches Randthema, sondern als geistlichen Schmerz dieser Zeit. Wenn Laurentius die Armen als Schatz der Kirche bezeichnete, dann sind heute die Verwirrten, die Erschöpften, die digital Entwurzelten eben jene, die nach Orientierung suchen. Bewahre uns davor, die KI zum Gott zu machen, aber ebenso davor, sie nur als Bedrohung zu sehen. Wie ein Taschenrechner einst Mathematik revolutionierte, kann auch die KI ein Werkzeug sein – nicht zum Ersetzen des Menschen, sondern zum Stärken seiner Stimme. Herr, öffne unsere Augen, unsere Kirchen, unsere Herzen. Lass uns nicht debattieren, wer Sakramente spenden darf, sondern wem sie Trost spenden sollen. Mach uns empfänglich für die wirklichen Sorgen dieser Welt, in der Hitze, Hunger, Isolation und Orientierungslosigkeit herrschen. Und wenn die Kirche stolpert – durch Skandale, Irrwege oder Ängste – hilf ihr, sich nicht zu verschließen, sondern mit Demut zu lernen. Denn wie jede Familie dunkle Kapitel kennt, so trägt auch die Kirche ihre Bürden. Aber Du hast nicht gesagt: „Verstoßt euch gegenseitig“ – Du hast gesagt: „Liebt einander.“ In diesem Geist bitten wir: Lass uns wieder eine Kirche sein, die nicht nur predigt, sondern begleitet. Nicht nur schützt, sondern empfängt. Nicht nur bewahrt, sondern heilt Verschließt Euch nicht sondern macht es wie Jesus – seit offen !. Amen. |