Vallerana bei Capalbio - Pescia Romana

Die heutige Wanderung führt uns von Vallerana bei Capalbio nach Pescia Romana. Die Etappe führt uns aus der Toskana ins Latium fast ans Meer. Bei der Etappe halten wir uns im Wesentlichen an der Provinzstraße Richtung Pescia Fiorentina. Diese führt uns durch Agrar Miete und immer flacher werdende Regionen. Nach circa 10 km sehen wir zum ersten Mal den Blick auf das azurblaue Meer. Nach einigen weiteren Kilometern erreichen wir Pescia Fiorentina und wandern von dort über einige Agrarwege zum Zielort.

 

Datum10.07.2025
StartVallerana
Via 1Pescia Fiorentina
Via 2N/A
Via 3N/A
Via 4N/A
EndePescia Romana
Km17,1
Hm153
Bruttozeit04:17
Nettozeit03:29
Landschaft (max 10)7,5 Schöne eher flacher Landschaften im Süden der Toscana mit Aussichten auf Meer
Wetter (max 10)4,5 Warm aber nicht zu heiß
Schwierigkeit (max 10)4,0 mittlere Etappe mit wenigen Höhenmetern und überwiegend kleineren Landstraßen
BegleitungHerbert
BegegnungenCa. 200 Kinder einer italienischen Abschlussklasse, die ihren letzten Abend Ganz in Weiß am Pool mit uns ein Dreigang-Menü bekamen, das insgesamt inklusive Getränken 25 € kostet. Es war interessant, die Gruppen der Jugendlichen zu beobachten, einige tanzen einige spielten und einige waren dann gar nichts interessiert.
ErfahrungenWenn man das unkontrollierte Feuer hört, sollte man sich entfernen.
HighlightErster erkennbarer Blick aufs Mittelmeer in einer Enfernung von rd. 3 km und die spürbar erste mediterrane Briese.
Fitness
8,5 (kleine Blessuren, nichts Ernstes)
Projekt km total
1.686,82
Projekt hm total23.833,00
Unterkunft (max 10)1. „Agiturismo Verde Rosa“ (8,0). Ordentliches Anwesen Pool, Klimaanlage und naheliegender Restaurant. – gewechselt wegen Feuergefahr -

2. Hotel „Residence Key Club“ in Montalto Marina (6,0). In die Jahre gekommenes Relikt des Massentourismus mit Klimaanlage, Restaurant, Pool und solidem Frühstück.
Album des Tages4⭐️ Youth And Young Manhood, Kings of Leon, 2003
Story

Feuer, Erinnerung, Verantwortung

Die 80. Etappe meines Wanderprojekts #LL2ROM führte mich in die Nähe von Pescia Romana. Wie so oft auf diesem Weg gab es überraschende Momente – manche spektakulär, andere still und fast unscheinbar. Genau so war es, als ich an einem Gedenkstein vorbeikam. Ein kleines Denkmal, leicht zu übersehen. Die Inschrift war auf Italienisch, der Name darauf: Massimo Boni.

Inschrift auf dem Gedenkstein:

MASSIMO
BONI
VIGILE DEL FUOCO AUSILIARIO
CADUTO A VENTI ANNI NELL’ADEMPIMENTO
DEL DOVERE
CONNA
PESCIA FIORENTINA

Übersetzung:

Massimo Boni
Hilfsfeuerwehrmann
Im Alter von zwanzig Jahren beim Dienst an der Pflicht gefallen
aus
Pescia Fiorentina

Ich hielt inne. Der Text deutete auf einen jungen freiwilligen Feuerwehrmann hin, der mit gerade einmal 20 Jahren bei einem Einsatz ums Leben gekommen war. Wir machten ein Foto, dachten an eine spätere Recherche – ohne zu wissen, welche Bedeutung dieser Moment noch bekommen sollte.

Später erfuhr ich, dass Massimo Boni im Juli 1990 bei einem verheerenden Waldbrand in der Region sein Leben verlor. Er wurde posthum für seinen Mut ausgezeichnet, und seine Geschichte lebt in der Region weiter – als Mahnung und als Symbol für selbstlosen Einsatz. Dass ich gerade auf dieser Etappe seinem Denkmal begegnete, war keine Nebensächlichkeit, sondern schien wie ein Vorzeichen für das, was noch kommen sollte.

Verde Rosa – Bauernhof und Gästehaus

Am Nachmittag erreichten wir unser Übernachtungsziel: Verde Rosa, ein liebevoll geführter Agritourismusbetrieb mit Gästezimmern und Frühstück, umgeben von Feldern und Olivenbäumen. Die Vermieter – ein junges Ehepaar – begrüßten uns freundlich. Und obwohl wir kein Kind sahen, hatten wir das Gefühl, dass sie vielleicht auch eine Familie gründeten oder schon hatten.

Wir freuten uns auf eine erholsame Nacht nach vielen Kilometern Wanderung – doch es kam anders.

Der Rauch kommt – und mit ihm die Angst

Gegen 16 Uhr bemerkten wir erste Rauchschwaden im Gras rund um das Anwesen. Plötzlich wurde es hektisch: Die Eigentümer – das junge Ehepaar – wurden nervös, denn direkt neben ihrem Privathaus hatte eine Photovoltaikanlage Feuer gefangen. Die Löscharbeiten waren bereits im Gang. Die Sorge war deutlich spürbar: Ihr Zuhause – ihre Existenz – stand auf dem Spiel.

Wir beschlossen, vorerst abzuwarten und gegen 19 Uhr zum Essen zu gehen. Doch kurz bevor wir aufbrechen wollten, drehte der Wind. Der Rauch kam nun direkt auf uns zu. Ich spürte die Bedrohung körperlich – in der Luft, in meinem Bauchgefühl.

Als ich erkannte, dass das Feuer sich auf Bäume und Buschwerk nur rund 200 Meter von unserem Standort ausbreitete, trafen wir eine Entscheidung: Wir würden die Nacht aus Sicherheitsgründen in eine andere Stadt verbringen und am Morgen zurückkehren. Denn eine Übernachtung in unmittelbarer Nähe des Feuers wäre mit großer innerer Unruhe verbunden gewesen – zu groß war die Sorge, dass sich der Brand unvorhersehbar entwickeln könnte. Ein erholsamer Schlaf war unter diesen Umständen schlicht nicht vorstellbar.

Rückkehr – Erleichterung und Nachklang

Am nächsten Morgen fuhren wir zurück zum Agriturismo. Das Anwesen stand noch – das Wohnhaus unversehrt, die Gästezimmer ebenso. Doch der Rauch hing noch in der Luft. Die Erleichterung der Gastgeber war spürbar. Wir tranken gemeinsam einen Kaffee auf der Terrasse – eine kleine Geste der Verbundenheit.

In dieser Situation war für uns völlig klar: Wir würden selbstverständlich auf jegliche Rückerstattung der Übernachtungskosten verzichten. Die Erfahrung war eindrücklich, die Gefahr real – und die Unversehrtheit des Betriebs war am Ende ein Glück, das man nicht mit Rechnungsfragen belastet.

Dieser Moment berührte mich tief. Ich dachte wieder an Massimo Boni – und daran, wie nahe Heldentum und Katastrophe manchmal beieinander liegen.

Dogscan und die Verantwortung

Mein Wanderprojekt unterstützt die Lungenkrebsprävention für Mitglieder freiwilliger Feuerwehren – durch das Konzept Dogscan, eine Früherkennungsmethode.

Nach diesem Erlebnis stand für mich fest: Ich möchte dem Gastgeberpaar einige Dogscan-Tests zukommen lassen. Denn sie haben die Gefahr hautnah erlebt – und durch ihre Nähe zum Feuer wird die Sorge um langfristige gesundheitliche Folgen real.

Es ist mein Weg, mit Respekt und konkreter Hilfe die Brücke zu schlagen zwischen Massimos Geschichte und der Gegenwart.

Ein stiller Kreis – geschlossen durch Feuer und Fürsorge

Was als unscheinbarer Gedenkstein begann, wurde zu einem eindrücklichen Teil meiner Reise. Die Begegnung mit Massimo Bonis Vermächtnis, die Feuergefahr auf dem Agriturismo, die Besorgnis der Menschen – all das hat mir gezeigt, wie eng Erinnerung und Verantwortung miteinander verknüpft sind.

Ich bin nicht nur einen weiteren Abschnitt Richtung Rom gewandert. Ich bin einem jungen Mann begegnet, der Mut und Hingabe verkörpert. Und ich habe Menschen getroffen, die – bewusst oder unbewusst – ein Teil dieser Geschichte geworden sind.